Westnetz: Betreiber sollen während Leitungserneuerung Photovoltaik-Anlagen außer Betrieb nehmen
Westnetz erneuert in Wickede-Echthausen eine neun Kilometer lange Mittelspannungsleitung. Während der viermonatigen Bauphase sollen Photovoltaik-Anlagen abgeschaltet werden, da Stromaggregate die Versorgung übernehmen.
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Westnetz: Betreiber sollen während Leitungserneuerung Photovoltaik-Anlagen außer Betrieb nehmen
Wickede-Echthausen, November 2025 – Der Verteilnetzbetreiber Westnetz hat die Betreiber von Photovoltaik-Anlagen im Ortsteil Echthausen dringend dazu aufgefordert, ihre Anlagen während einer umfassenden Erneuerung der Mittelspannungsleitung außer Betrieb zu nehmen. Die Bauarbeiten an dem neun Kilometer langen Kabel sollen voraussichtlich vier Monate dauern. In dieser Zeit wird die Stromversorgung über Notstromaggregate sichergestellt, was laut Westnetz eine gleichzeitige Einspeisung aus PV-Anlagen technisch ausschließt.
Komplettsanierung nach Versorgungsstörungen
Hintergrund des Vorhabens ist die technische Störanfälligkeit der bestehenden Mittelspannungsverbindung. Innerhalb weniger Wochen kam es zu zwei Störungen, die kurzfristig mit mobilen Aggregaten überbrückt wurden. Nach interner Prüfung entschied sich Westnetz gegen punktuelle Reparaturen und kündigte die vollständige Erneuerung der Trasse an – einschließlich des Austauschs mehrerer Ortsnetzstationen.
Die Arbeiten erfolgen abschnittsweise. Mit dem Baufortschritt wird die Versorgung schrittweise vom Notstrombetrieb zurück auf das reguläre Netz umgeschaltet. Dennoch müssen sämtliche PV-Anlagen im betroffenen Gebiet in der Übergangszeit abgeschaltet bleiben.
Über 1000 Anlagen mit 15 MW Leistung betroffen
Laut Marktstammdatenregister befinden sich im betroffenen Postleitzahlenbereich mehr als 1000 Photovoltaik-Anlagen mit einer geschätzten Gesamtleistung von rund 15 Megawatt. Eine offizielle Bestätigung durch Westnetz zur genauen Anzahl steht derzeit noch aus. Ebenso ist offen, ob und in welcher Form eine Entschädigung für den Einnahmeausfall vorgesehen ist.
Begründung: Aggregatbetrieb und Netzfrequenz
Westnetz begründet die Abschaltungspflicht mit technischen Unvereinbarkeiten. Die Notstromaggregate seien so eingestellt, dass sie eine stabile Spannung und vor allem eine Netzfrequenz von 50 Hertz liefern – eine Voraussetzung für den störungsfreien Betrieb der in Echthausen verbauten Wärmepumpen. Eine gleichzeitige Einspeisung von PV-Strom, der durch Wechselrichter erzeugt wird, könnte die Frequenz destabilisieren und die Aggregate überlasten.
Wärmepumpen und E-Mobilität nicht eingeschränkt
Während Photovoltaikanlagen temporär stillgelegt werden müssen, versichert Westnetz, dass der Betrieb von Wärmepumpen und das Laden von Elektrofahrzeugen uneingeschränkt möglich bleiben soll.
Experten fordern Transparenz und Entschädigung
„PV-Anlagenbesitzer sind Teil der Energiewende. Ihre Beteiligung darf nicht durch unklare Zuständigkeiten oder fehlende Ausgleichsmechanismen unterlaufen werden“, sagt Dr. Melanie Förster, Netzexpertin am Fraunhofer IEE. „Solche Eingriffe müssen klar kommuniziert und finanziell abgesichert sein.“
Bedeutung für die Branche
Die aktuelle Situation wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen im Verteilnetz, insbesondere bei der Integration dezentraler Erzeuger. Für die PV-Branche unterstreicht der Fall den Bedarf an belastbaren Notfallplänen, Netzdigitalisierung und Entschädigungsregelungen für Einspeiseunterbrechungen.
