Enerparc drängt auf schnelle Klarheit beim EEG 2.0
Enerparc-COO Stefan Müller fordert Tempo bei der EEG-2.0-Novelle. Im Interview erläutert er, warum Verzögerungen bei EU-Genehmigung und Gesetzgebung riskant sind – und welche Rolle PPAs und Batteriespeicher künftig spielen.
Energieexpertin mit Fokus auf erneuerbare Energien und Speichertechnologien.
Enerparc drängt auf schnelle Klarheit beim EEG 2.0
Hamburg, November 2025 – Kurz vor der heißen Phase der nächsten EEG-Novelle erhöht die Branche den Druck auf die Politik. Enerparc-COO Stefan Müller fordert rasche Entscheidungen und klare Rahmenbedingungen. Im Interview warnt er: Ohne Tempo bei EEG 2.0 und beihilferechtlicher Genehmigung droht ein Stillstand bei Ausschreibungen und Investitionen.
EEG 2.0: Zeitplan, Genehmigungen und Gamechanger
Laut Müller sei nun zu hören, dass es bis Jahresende 2025 einen Kabinettsbeschluss für das EEG 2.0 geben solle, der dann an die EU übermittelt werde. Mit einem Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens sei bis Sommer 2026 zu rechnen, die erste Probe-Ausschreibung könnte im Januar 2027 starten. Parallel sollen lange blockierte Elemente aus dem „Solarpaket I“ beihilferechtlich genehmigt werden – darunter die Anhebung der Ausschreibungsgrenze von 20 MW auf 50 MW, die Müller als „echten Gamechanger“ bezeichnet.
„Wir brauchen eine zügige Lösung – sonst sind am Ende alle überrascht, dass es so lange dauert“, warnt Müller. „Entscheidend ist, dass Banken den regulatorischen Rahmen verstehen. Wenn das Investmentkomitee einer Landesbank den Mechanismus nicht nachvollziehen kann, gibt es keine Finanzierung.“
Contract for Difference (CfD) als Leitmodell
Die Debatte über das zukünftige Fördermodell deutet laut Müller stark auf einen Contract for Difference (CfD) hin – also eine Kombination aus Preisuntergrenze und Erlösobergrenze. Das Modell sei grundsätzlich vertraut, müsse aber einfach und nachvollziehbar bleiben.
„Wenn eine Bank die Risiken nicht einschätzen kann, sagt sie Nein“, so Müller.
Besonders wichtig seien:
- Verständlichkeit für Finanzierer
- Transparente Regelung des Ein- und Ausoptierens zwischen CfD und PPA
- Keine Überregulierung durch komplexe Finanz-CfDs
Solange Anlagen über Power Purchase Agreements (PPAs) vermarktet werden, benötigen sie keine staatliche Förderung. Diese Entlastung des EEG-Fördertops müsse erhalten bleiben.
Netzvorrang ist unverzichtbar
In der politischen Diskussion wird auch der Netzvorrang für Erneuerbare hinterfragt – für Müller ein gefährlicher Irrweg:
„Das wäre fatal. Dann wären wir den Verteilnetzbetreibern ausgeliefert. Schon heute ist es schwierig, wenn Anschlüsse abgelehnt werden.“
Enerparc fordert daher eine bessere Transparenz über die Gründe und Verfahren beim Netzanschluss.
PPAs im Wandel: Direkte Kabelverbindungen und neue Marktmechanismen
Trotz rückläufiger Abschlüsse bleibt Müller optimistisch für langfristige PPAs. Enerparc entwickelt zunehmend Verträge mit Direktverbindungen zu Abnehmern – sogenannte „Direct Wire“-Projekte –, bei denen keine Netzentgelte und Abgaben anfallen.
Beispiel: In Eggebek entsteht ein Industrienetz mit direkter Stromlieferung. Weitere Kooperationen mit Verteilnetzbetreibern sind geplant.
„Ein Drittel der Netzbetreiber hat richtig Lust, neue Modelle auszuprobieren“, sagt Müller.
Langfristig werde der Wert von PV-Erzeugungsprofilen durch den Zubau von Batteriespeichern steigen.
Batteriespeicher als Schlüsseltechnologie
Die fallenden Preise für Speicher haben die Kalkulation vieler Projekte verändert. Enerparc plant, seine 400 bestehenden PV-Parks schrittweise mit Batteriesystemen zu kombinieren. Bis Ende 2025 sollen rund 100 MWh Speicherleistung realisiert werden, langfristig 500 MWh pro Jahr.
„PV und Batterie passen perfekt zusammen. Wir werden den Effekt schnell sehen – in 18 bis 24 Monaten sind mehrere Gigawatt neue Batterien am Netz“, so Müller.
Die Flexibilität der Systeme – ob 1, 2 oder 8 Stunden Speicherdauer – sei entscheidend für Wirtschaftlichkeit und Netzdienlichkeit.
Hybridparks: Wind, PV und Speicher als Einheit
Enerparc will künftig hybride PPAs entwickeln, die Wind-, PV- und Batteriesysteme kombinieren. Diese erzeugen nahezu konstante Stromprofile und erhöhen die Attraktivität für industrielle Abnehmer.
Zwar lassen sich Speicher separat häufig lukrativer vermarkten, doch Müller sieht im integrierten Ansatz den größeren Systemnutzen:
„Wenn man Wind, Photovoltaik und Speicher kombiniert, kann man fast konstant Strom produzieren. Das ist für den Energiehandel spannend und das ist der neue Markt.“
Enerparc verfügt bereits über mehr als 40 Umspannwerke im 110 kV-Bereich, die künftig als Netzknotenpunkte für Hybridprojekte dienen.
Kommunikation und Planungssicherheit
Müller appelliert an Politik und Branche, transparenter und proaktiver zu kommunizieren:
„Wir müssen mehr mit den Medien reden, damit allen klar wird, wie dringend wir Lösungen brauchen.“
Finanzierungsgespräche mit Banken laufen zwar weiter, bleiben aber schwierig, solange die regulatorische Basis fehlt.
Fazit: Klarheit und Flexibilität entscheiden
Für Enerparc steht fest:
- Das EEG 2.0 muss zügig verabschiedet und verständlich sein.
- Der Netzvorrang darf nicht angetastet werden.
- Batteriespeicher und hybride PPAs sind zentrale Pfeiler der Energiewende.
Nur wenn politische und regulatorische Klarheit geschaffen wird, können Projektentwickler wie Enerparc den Ausbau von Solarenergie und Speichern planbar finanzieren – und die Energiewende bleibt auf Kurs.